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Die Unvereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus

Der Autor führt die Leser:innen in den Konflikt unseres heutigen Zeitgeistes ein. Er definiert, dass bestimme Axiome vorhanden sein müssen, damit eine Gesellschaft als demokratisch bezeichnet werden kann. Andererseits steht der Kern des Kapitalismus eben für Gewinn- und Leistungsmaximierung. 

Mausfeld geht davon aus, dass wir in einer neoliberalistischen Gesellschaft leben. Einige wenige Eliten haben den größten Einfluss auf das Leben in unserer Gesellschaft. Während das Volk in einer selbst akzeptierten „Knechtschaft“ lebt. 

Der Konflikt wird unsichtbar

Geschichtlich lässt sich gut nachverfolgen wie politische Motive und Konflikte ihren Verlauf genommen haben. Von Diktatur bis hin zur Propaganda. Dies wird in wenigen Worten im Buch skizziert. Der Autor nimmt an, dass wir es in der heutigen Jetzt-Zeit mit anderen Techniken zutun haben. Nämlich mit Macht- und Kontroll-Techniken, die das Volk selber nicht bemerkt. Anstatt das Volk in eine bestimmte Richtung manipuliert wird (wie bei einer Propaganda), wird es eher dazu gebracht dass es eigentlich gar nicht mehr darüber nachdenken was es eigentlich möchte. Dies wird beispielsweise durch Desinformation erreicht. Wir werden in unseren alltäglichen News-Feeds mit unnützen Informationen versorgt und beschäftigen uns mit unnützen Nachrichten, anstatt darüber nachzudenken in welcher Welt wir leben und was wir wollen bzw. was uns fehlt. Eine andere Möglichkeit ist es dem Volk die Möglichkeit zu geben relativ niedrigschwellig zu konsumieren. Um nur einige Techniken zu nennen. 

Ziel dabei ist es eben den oben genannten Konflikt zu verdecken, damit das Volk sich gegen die Eliten eben nicht auflehnt. Sondern beschäftigt ist mit sortieren von Informationen und Konsum. Dadurch lassen sich weiter die gelegten Machtstrukturen der Eliten weiter stärken. 

Angst als Dreh- und Angelpunkt

Durch prekäre Verhältnisse schafft der Neoliberalismus eine Realangst. Beispielsweise, dass wir in der Arbeitswelt eine gewisse Leistung bringen müssen, damit wir nicht gekündigt werden bzw. ersetzt werden. Besonders wird hier auf den modernen Begriff des „unternehmerischen Selbst“ eingegangen. Andere Möglichkeiten für Ängste sind „Der Kampf gegen den Terror“ oder „die Angst vor der vorgeblichen Bedrohung“. Dadurch entsteht eine Undurchschaubarkeit und eine wahrgenommene Unkontrollierbarkeit im Volk.

Nun kommt es – aus psychologischer Sicht – zu einer Transformation von Realängsten zu der sogenannten „Binnenangst“. Damit ist gemeint, dass der Mensch generell eine Neigung dazu hat mit Angst zu reagieren. Alleine schon deswegen, weil es eine biologisch determinierte Grundemotion ist. In dieser Transformation kommt es zur Identifizierung mit der „Täterperspektive“. Simpel ausgedrückt: Realängste werden übernommen und verselbstständigen sich dann von alleine. Der Mensch schafft sich somit selber seine „Knechtschaft“. 

Persönliche Verknüpfung zum Autor und Fazit

Ich selber habe bei Prof. Mausfeld studiert. Ich kenne ihn aus Vorlesungen und aus dem Seminar und musste meine Leistungsnachweise in Form von Klausuren und Vorträgen erbringen.

Ich selber empfand das Studium als sehr anspruchsvoll und alles andere als offensichtlich. Dabei habe ich stets den Eindruck gehabt, dass er Wert legte auf eine saubere und wissenschaftliche Argumentation und Vorstellung der eigenen Gedanken. Dabei war es eben wichtig die Oberfläche zu verlassen. Also keine leeren Worthülsen verwenden. Eben weil wir die tiefere Geschichte und Bedeutung eines Wortes meist nicht verstehen.

Damals fand ich das wahnsinnig anstrengend und demotivierend, weil man eigentlich nur scheitern konnte. Heute – Jahre später, mit mehr klinisch-psychologischer Erfahrung – kann ich das schon eher nachvollziehen. Die Dinge sind eben nicht immer so einfach und schnell abgehakt. Wer sich entschließt dieses Buch zu lesen, sollte am besten auch das vorherige Werk von Herrn Mausfeld lesen. Vieles im Buch wird nur kurz definiert oder vorausgesetzt. Der Schreibstil und Wortwahl erfordern eine gewisse Abstraktionsfähigkeit. Teilweise wirken die Argumente unanfechtbar. Meine Haltung zu dem Buch war also mir jedes Argument durch den Kopf gehen zu lassen, aber eben nicht alles gleich abzunicken. Schließlich habe ich dies auch so bei Herrn Mausfeld gelernt, kritisch zu denken!

Für wen eignet sich das Buch?

Kurz und knapp gesagt, an jede Person, die sich für sozialpolitische Themen interessiert und keine Angst vor neuen Wörtern hat! Als Anreiz: Es ist sehr kurz und mit schönen Kunstwerken (im Buch) dargestellt.

Daten und Weiterleitungen zum Buch

  • Titel: Angst und Macht: Herrschafftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien
  • Autor: Rainer Mausfeld
  • Herausgeber: Westend; 2. Edition (2. Juli 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • Taschenbuch: 128 Seiten
  • ISBN-10: 3864892813
  • ISBN-13: 978-3864892813

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