Lesedauer ca. 3 Minuten

Sich gegenseitig streicheln

Eric Berne war seines Zeichens Psychiater mit psychoanalytischer Prägung. Aus seiner Therapieschule heraus hat er die Transaktionsanalyse entwickelt. Und darauf basiert das vorgestellte Werk. 

Die Strukturanalyse

Angelehnt an das Instanzenmodell aus der Psychoanalyse hat Berne postuliert, dass in einem Menschen drei Zustände innewohnen:

  • Eltern-Ich: In diesem Zustand verhalten wir uns entweder so wie unsere Eltern es sich gewünscht hätten oder wir übernehmen die indoktrinierten Annahmen unserer Eltern und verhalten uns wie sie. 
  • Erwachsenes-Ich: In diesem Zustand versuchen wir Informationen objektiv und “vernünftig” zu erfassen.
  • Kindheits-Ich: Berne ging davon aus, dass wir “alte Relikte” aus unserer Kindheit als Archetypen in uns gespeichert haben. Umgangsprachlich sind hier vor allem Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle gemeint – aber auch kulturelle Prägungen – gemeint. 

Wenn jeder Mensch in sich diese Instanzen hat, dann ist der nächste Gedankenschritt dass zwei Personen eine Transaktionssequenz auslösen, in der dann diese Instanzen in verschiedenen Kombinationen aufeinander treffen und sich gegenseitig bedingen.

Beispiele für Strukturkonstellationen:

Person A (Erwachsenes-Ich) trifft auf Person B (Erwachsenes-Ich)

oder

Person A (Kindheits-Ich) trifft auf Person B (Eltern-Ich).

Die Transaktionsanalyse

Berne ging davon aus, dass menschliche Interaktion in Sequenzen und unausgesprochenen Regeln verläuft. Grundlage ist die Struktur einer Person. Er ging davon aus dass man bei sich gegenseitig “Streicheleinheiten” abholt. Er postulierte, dass es nicht nur wichtig ist physisch das “Rückgrat” zu streicheln, sondern auch seelisch. Ansonsten verkümmert es. Nach diesem Argument macht es auch Sinn, warum Menschen einander brauchen und dass sich über die Jahrhunderte Wege entwickelt haben, um mit diesen menschlichen Bedürfnissen umzugehen. Eric Berne nennt sie auf eine amüsante Weise “Spiele”. Wobei die Spiele nicht zu jedem Zeitpunkt immer zum lachen sind, sondern auch Kosten im Leben eines Menschen verursachen können. Je nach dem welche Strukturkonstellation besteht und wie viele Mitspieler:innen zur Verfügung stehen, können daraus ganze Spielsysteme entstehen.

Ist Spielen denn nicht etwas für Kinder?

Keineswegs. Der Autor hat eine Vielzahl an Kontexten identifiziert in denen wir auf eine Spielebene steigen, Meistens ohne das große Ganze zu sehen, da wir uns selber aus der “Erlebenden-Sicht” wahrnehmen. Er selber versucht mit einer sozial-systemischen Sicht auf die jeweilige Situation zu schauen. “Spielen” ist somit nicht nur für Kinder reserviert, sondern für Menschen die bestimmte Rollen oder Eigenschaften einnehmen und sich (unbewusst) auf Verhaltensregeln geeinigt habt. Je nach Verteilung der Rollen und Regeln handelt es sich um eine breite Palette an Spielformen.

Arten von Spielen

Die Namen für die jeweiligen Spiele entstanden eher aus einer klinisch-pragmatischen Natur. Im Folgenden werden einige der Spiele aufgezählt:

  • Lebensspiele:”Alkoholiker”, “Schuldner”, “Sieh bloß, was du angerichtet hast”
  • Ehespiele: “Zwickmühle”, “Gerichtssaal”
  • Partyspiele: “Makel”, “Ist es nicht schrecklich”
  • Sexspiele: “Tumult”, “Macht den Sieger unter euch aus”
  • Räuberspiele: “Räuber und Gendarm”, Dem Burschen wollen wir mal ein Ding verpassen”
  • Doktorspiele: “Psychiater”, “Holzbein”
  • Gute Spiele: “Urlaub im Beruf”, “Hilfreiche Hand”

Der Autor versucht in den jeweiligen Spielen ein bestimmtes Muster einzuhalten. Es werden Rollen, Thesen, Nutzeffekte, weitere Mitspieler und die Antithesen in den jeweiligen Spielformen im Buch vorgestellt.

Für wen eignet sich das Buch?

Im Endeffekt eignet sich das Buch für alle interessierten Leser:innen. Vor allem ist das Buch für Menschen geeignet, die sich gerne mit Beziehungsdynamiken aus einer “Vogelperspektive” beschäftigen. Ich konnte das Buch auch gut in der psychotherapeutischen Arbeit benutzen, da wir als Therapeut:innen uns schnell mal in Doktorspielen wie z.B. “Psychiatrie” wiederfinden können und es manchmal nicht selber merken. Hinweis: Ich habe das Buch gelesen als ich etwas 16 Jahre alt war. Ich fand es damals schwierig zu lesen. Ich habe es dann nochmal gelesen als ich therapeutisch gearbeitet habe. Es fiel mir deutlich leichter. Dies lag wohl daran, dass mir gewisse Begriff bekannt waren und ich inzwischen praktische Erfahrung sammeln konnte. Damit will ich sagen, dass man sich bei diesem Buch Zeit lassen sollte, da der Schreibstil doch stellenweise anspruchsvoll sein kann. Es ist also weniger ein Buch zum “weglesen”.

Daten und Weiterleitungen zum Buch

  • Autor: Eric Berne
  • Titel: Spiele der Erwachsenen
  • Herausgeber: ‎ Rowohlt Taschenbuch; 21. Auflage, Neuausgabe (1. März 2002)
  • Sprache: Deutsch
  • Taschenbuch: ‎320 Seiten
  • ISBN-10: 3499613506
  • ISBN-13: 978-3499613500
  • Originaltitel: Games People Play

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert